Es werde Nacht! Lichtverschmutzung als globales Phänomen
In den letzten Tagen in den Sternenhimmel geschaut? Sterne gesehen? Nein, nicht viele und es liegt nicht daran, dass Wolken den Himmel verdecken? Dann bist du in bester Gesellschaft. Um 1900 konnte jeder in den Himmel schauen und einen spektakulären Sternenhimmel sehen. Heute werden Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt die Milchstraße dort, wo sie leben, nie sehen. Das belegen auch Satellitenbilder und Karten. Der zunehmende und weit verbreitete Einsatz von künstlichem Licht in der Nacht beeinträchtigt nicht nur unsere Sicht auf das Universum, sondern wirkt sich auch negativ auf unsere Umwelt und unsere Gesundheit aus.
Was ist Lichtverschmutzung?
Die meisten von uns sind mit Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung vertraut, aber auch Licht kann eine Verschmutzung sein. Sie ist eine Begleiterscheinung der industriellen Zivilisation. Zu ihren Quellen gehören die Außen- und Innenbeleuchtung von Häusern, Werbebanner, Gewerbeimmobilien, Schaufenster, Büros, Kirchen und Fassadenbeleuchtungen, Fabriken, Straßenlaternen, Verkehr und beleuchtete Sportanlagen und Stadien.
Zu den Komponenten der Lichtverschmutzung gehören dabei:
Blendung – übermäßige Helligkeit, die visuelles Unbehagen verursacht
Lichtglocken – Aufhellung des Nachthimmels über bewohnten Gebieten
Lichteinfall – Licht fällt dorthin, wo es nicht beabsichtigt ist oder gebraucht wird
Lichtergruppen – helle, verwirrende und übermäßige Gruppierungen von Lichtquellen
Die Gruppe „Paten der Nacht“ ist überzeugt: „Was das Mikroplastik in unseren Meeren, Seen und Böden, ist das Kunstlicht in unserer Atmosphäre!“
Tatsache ist, dass ein Großteil der nächtlichen Außenbeleuchtung ineffizient, übermäßig hell, schlecht ausgerichtet, unsachgemäß abgeschirmt und in vielen Fällen völlig unnötig ist. Dieses Licht und der Strom, der zu seiner Erzeugung verwendet wird, werden verschwendet, indem es in den Himmel gestrahlt wird, anstatt es auf die eigentlichen Objekte und Bereiche zu richten, die beleuchtet werden sollen.
Wie schädlich ist die Lichtverschmutzung?
Da heute ein Großteil (etwa 85 %) der Weltbevölkerung unter einem lichtverschmutzten Himmel lebt, ist übermäßige Beleuchtung ein internationales Problem. In grossen Teilen Europas sind es sogar bis zu 99% der Bevölkerung, die gar nicht mehr wissen, wie ein Sternenhimmel wirklich aussieht. Wer in einem städtischen Gebiet lebt, muß nur nachts nach draußen gehen und in den Himmel schauen, um diese Art der Verschmutzung zu sehen. Kaum noch Sterne sind zu sehen, sondern vielfach nur der Lichtkegel, welcher durch die Stadt in den Himmel strahlt.
Das Problem: Milliarden Jahre lang existierte das Leben auf der Erde in einem Rhythmus von Licht und Dunkelheit, der allein durch die Beleuchtung von Sonne, Mond und Sternen bestimmt wurde. Heute überlagern künstliche Lichter die Dunkelheit. Der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört und das empfindliche Gleichgewicht unserer Umwelt wird verschoben. Dies führt nicht nur zu gesundheitlichen Problemen bei vielen Menschen, wie Unruhe und Schlafstörungen. Es stört auch die natürlichen Abläufe bei vielen Tieren und Pflanzen.
Aber das gute an der Sache ist, dass jeder von uns hier ganz einfache und praktische Lösungen zur Bekämpfung der Lichtverschmutzung umsetzen kann. Lichtverschmutzung ist eine der wenigen menschgemachten Umweltverschmutzungen, die relativ einfach wieder rückgängig oder wenigstens abgemildert werden kann. Das klingt super. Mal eine gute Nachricht bei diesen ganzen Herausforderungen und Krisen unserer Zeit. Verbreiten wir das Wissen und das Bewusstsein auch mit Licht sparsam umzugehen.
Also beherzigen wir den Satz, den Peter Lustig in seiner Sendung „Löwenzahn“ am Ende immer sagte: „Ihr seid ja immer noch da – abschalten!“