Sand: das Lebenselixier der Wirtschaft
In den letzten beiden Jahrhunderten hat sich Sand zu einem lebenswichtigen Rohstoff für unsere modernen Volkswirtschaften entwickelt. Sand ist nach Süßwasser, die am meisten verbrauchte natürliche Ressource auf unserem Planeten. Der weltweite Verbrauch von Sand und Kies pro Jahr wird laut Berichten der Vereinten Nationen (UN Environment Programme) auf über 50.000.000.000.000 kg geschätzt. Die meisten unserer Häuser, Wolkenkratzer und Brücken sind aus Stahlbeton gebaut, der zu zwei Dritteln aus Sand und Kies besteht. Für einen nur 500 Meter langen Abschnitt einer Schnellstraße werden beispielsweise 15.000 Tonnen Sand benötigt!
Die Bauindustrie alleine ist nicht der einzige Verbraucher von Sand. Hochwertiger Quarzsand enthält Silizium und wird für die Herstellung von Computerchips, Smartphones, Mikroprozessoren und vielen elektronischen Produkten benötigt.
Sand ist auch Ausgangsrohstoff bzw. Zusatz in Waschmitteln, Kosmetika, Lebensmitteln, in der chemischen Industrie oder bei der Herstellung von Glas. Ist Sand erst einmal verarbeitet, sind die Bestandteile für immer gebunden und stehen nicht mehr als primäre Rohstoffquelle zur Verfügung.
Gibt es Wüstensand nicht im Überfluss?
Wüstensand kann für die meisten industriellen Anwendungen nicht verwendet werden. Der Wind hat im Laufe der Zeit runde Körner geformt, die sich nicht gut verbinden. Es werden jedoch kantige Sandkörner mit rauer Oberfläche benötigt, die dann durch Reibung „zusammenkleben“. Wüstensande eignen sich nicht einmal als Material für die Schaffung künstlicher Inseln, da die Körner einfach zu rund sind und sich nicht aufschütten lassen. Wie Murmeln kullern die einzelnen Körnchen dabei wieder auseinander.
Der meiste Sand wird inzwischen vom Meeresboden oder von Küstengebieten abgesaugt, da diese Sandkörner Ecken und Kanten haben. Weltweit saugen so Tausende von großen Booten in den Küstengebieten wie Staubsauger riesige Mengen Sand vom Meeresboden auf und transportieren diesen dann um die halbe Welt. Dies führt natürlich zu großen sozialen und ökologischen Problemen in den vom Raubbau betroffenen Gebieten und Länden.
Wie können die Alternativen für die Zukunft ausschauen?
Wichtig ist sicherlich, wie auch der UNEP-Bericht* von 2019 schreibt, dass eine bessere Bepreisung, Besteuerung und Regulierung der Sandgewinnung anzustreben sind, damit alternative Baumaterialien zu Sand, wie z.B. Recycling-Baustoffe wirtschaftlich tragfähig werden. Es muss zu einer effizienten Kreislaufwirtschaft kommen, in der auch Bauschutt und andere mineralische Recyclingbaustoffe Wiederverwendung finden. In diesen Materialien ist alles vorhanden, vom Sand bis zum Kies, er muss nur weiterverwendet und nicht in irgendeine Deponie verfrachtet werden.